tzürich - interaktions-rhythmen in einer perfekten stadt

Im Städteranking der Beratungsfirma Mercer figurierte Zürich im Jahr 2013 auf Platz eins. Diese Rankings dienen internationalen Firmen zur Berechnung von Härtevergütungen für zu entsendende Mitarbeiter (die demzufolge in Zürich weniger verdienen als z. B. in Bagdad).

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Fotos Pulsen: Martin Sonderegger

Obwohl diese Aussenperspektive unter Kritik steht ("sie gäbe" – so Urs Hafner in der NZZ – “vor allem den beschränkten Horizont und den zweifelhaften Geschmack einiger weisser männlicher Manager wieder") wirkt auf die Innensicht zurück (nicht zuletzt, weil die Stadtregierungen diese Listen in ihre Politik mit einbeziehen). Was bedeutet es für uns Künstlerinnen und Musiker in einer derartig qualifizierten Stadt zu leben, zu arbeiten? Wie kann sich die Musik als Zeitkunst in diese Diskussion einmischen, wie etwas zu einer Rückaneignung beitragen?

(Auf dem Blog QUI NON CHE PERCHE von RAI TV ist ein Gespräch von Andrea Molino mit Jörg Köppl über das Projekt publiziert)

pulsen
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Im ersten Teil des Zyklus’ nähern wir uns dem zentralen Thema Verkehr. Wie kommen wir anein-ander vorbei? Einer zunehmenden Dressur (langsamer, leiser) steht die geladene Emotionalität der Verkehrsteilnehmer gegenüber. Die Stadtmauern von einst haben sich in Parkleitsysteme und Autobahnringe verwandelt. Der Bullingerplatz steht für eine städtische Rückeroberung: Wo vor zehn Jahren der Transitverkehr alles Leben verdrängte, findet man heute Blumenkisten und spie-lende Kinder. In vier Werken kommen verschiedene Verkehrsteilnehmer zum Zug: 111 Radfahrer ziehen vorbei, neun Harley Davidsons lassen ihre Motoren aufheulen, zwei „Putzwägeli“ führen ein Ballett auf und der Algorithmus der Zürcher Verkehrssteuerung wird sonifiziert.

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Programm: Mauricio Kagel: Eine Brise (Flüchtige Aktion für 111 Radfahrer) / Dieter Schnebel: Konzert für 9 Harley Davidsons, Synthesizer und Trompete / Jörg Köppl: Das Zürcher Modell (UA) / Moritz Müllenbach: Pas de deux, Ballett für 2 „Putzwägeli“ (UA)

     
sirren
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Fotos Sirren: Murat Cevik

Europaweit lässt man die Strom-Generatoren synchron auf eine Frequenz von 50 Hz ein-schwingen. Das kann als Grundton unserer Städte bezeichnet werden. Die Zeit eines Tones kann unglaublich fein getaktet werden. Die präzisesten Clocks, die im Audiobereich verwendet werden, stammen aus dem Bankenwesen. Im Hochfrequenzhandel wird mit grossem Aufwand um jede Nanosekunde gerungen. Die Zürcher Börse gilt als die schnellste weltweit. Hier, im Vorraum, werden beim zweiten Konzert die Rhythmen der maschinellen Kommunikation ertönen. Die Grundfrequenz unseres Strom-netzes erklingt als Musik, die Interferenzen einer zwölf Meter langen Saite etablieren eine eigene Dramaturgie und ein Referat zum Hochfrequenzhandel gibt Einblicke hinter verschlossene Türen.

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Programm: Alvin Lucier: Music on a Long Thin Wire / Peter Ablinger: Elektrisches Summen / Michael Maierhof: Untertonquartett 1 / Cathy van Eck: Backoffice (UA) / Christian Kobler: Referat zum Hochfrequenzhandel

     
lachen

10. März 2016, 20.00 Uhr, Zürich, Kunstraum Walcheturm Im dritten Konzert werfen wir einen nüchternen Blick auf die Synchronisation von Körpern. Es ist immer der Schall, der sie durchdringt und in Schwingung versetzt. Auf Tonaufnahmen ist es deutlich zu hören: Die Lachenden schwingen sich auf einen gemeinsamen Rhythmus ein. Lachen steht hier nicht zwingend für Komik und Heiterkeit. Es interessiert uns vielmehr als ur-menschlichstes und vorbewusstes Verhaltensmuster. Das gruppenbildende Lachen entscheidet über Zugehörigkeit oder Ausgrenzung. So endet der Zyklus mit Steven Takasugis Meditation über Freakshows, Unterhaltung und Vergnügen, Business und die Opfer, die man bringt, um zu überleben.

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Foto: Dominique Meienberg

Programm: Isabel Klaus: Bluff (UA) / Alvin Lucier: Quasimodo, The Great Lover / Alessandro Perini: Audiotactile Chair (Schweizer Erstaufführung) / Steven Kazuo Takasugi: The Man Who Couldn’t Stop Laughing (Schweizer Erstaufführung) / LACHPOP — Eine partizipative Performance mit Christian Hablü̈tzel, Jörg Köppl und Philipp Schaufelberger