Der Pilz im Patent - Verstimmung, Klinik, LSD

Aktuell flammt die Forschung zu Therapieformen mit LSD gegen Depressionen, Sucht und andere psychische Leiden wieder auf. Diese Trendwende nimmt das musikalisch-performative Projekt «Der Pilz im Patent» zum Anlass, um über die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Substanzen und Psyche nachzudenken. Denn deren Interaktion rüttelt an abendländisch-westlichen Wertvorstellungen: Beeinflussen Substanzen, sofern sie auf das Denken und Empfinden einwirken, auch die Gesellschaft? Und falls ja, sind sie dann selber Akteur*innen? Ist es historisch wiederum ein Zufall, dass marktgängige Psycho-pharmaka an Psychiatrie-Patient*innen ohne deren Wissen getestet wurden – wie etwa in der Psychiatrie Münsterlingen, wo Professor Roland Kuhn mit Wirkstoffen von Pharma-konzernen experimentierte und dabei, unter anderem, für Geigy das AntidepressivumTofranil «entdeckte»?

Die kollektive Arbeit des Komponisten Jörg Köppl mit dem Autor Tim Zulauf und dem Regisseur Léo Collin, dem ensemble metanoia und den teils rollstuhlfahrenden Darsteller*innen führt zu pointierter Spannung: Neue Musik, installatives Theater und historisch-dokumentarische Recherche reflektieren sich. Auszüge aus Video-Interviews mit Betroffenen, Expert*innen und Historiker*innen zur substanzgebundenen Behandlung von Depression orientieren über die Hintergründe.

Auf musikalisch-subtilen Erzähl-Pfaden mischen sich in «Der Pilz im Patent» Fiktion und Realität. Abgesteckt wird so ein Feld von «kontaminierenden Begegnungen», wie es Anna Lowenhaupt Tsing 2018 in «Der Pilz am Ende der Welt» beschreibt: Gesellschaft, Psyche und Substanz sind ineinander verschränkt. Diese Umstände finden sich übersetzt in ein sprechend-musikalisches Raumereignis, das für neue Einsichten in vernetzte Lebensweisen plädiert.

Beteiligte

Jörg Köppl: Konzept, Komposition, künstlerische Leitung
Tim Zulauf: Text, Schauspielführung, konzeptuelle Mitarbeit
Ursina Merkt: Produktionsleitung
Léo Collin: Co-Regie, Künstlerische Assistenz
Franziska Bruecker: Stimme, Spiel
Silvio Cadotsch: Posaune
Sebastian Hofmann: Schlagzeug
Janine Meier: Stimme, Spiel
Jonas Gygax: Stimme, Spiel
Alessandro Peter: Elektronik, Stimme, Spiel
Hanspeter Pfammatter: Keyboards
Lulzim Plakolli: Stimme, Spiel
Philipp Schaufelberger: Gitarren
Lara Stanic: Flöten, Elektronik
Ursula Degen: Licht
Luise Hüsler: Video, Videoanimation
Hernan Prevett und Mirjam Bürgin: Bühne
Judith Steinmann: Kostüm
Willy Strehler: Klang

Dank an Mario Erdheim, Katharina Hildebrand, Dominique Margot, Irene Müller, Marianne Principi, Magaly Tornay, Danièle Nicolet Widmer, alle Interviewpartner*innen, Gessnerallee Zürich, Claudia Spinelli, Rolf Bismarck, Rahel Bucher und das Team der heiteren Fahne.

Mit freundlicher Unterstützung von: Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Aargauer Kuratorium, Pro Helvetia, Ernst Göhner Stiftung, Nicati-de Luze, Georges und Jenny Bloch-Stiftung, Stadt Baden, Gemeinde Könitz, Burgergemeinde Bern, Mathilde Escher Stiftung.